Schülerangelegenheiten
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Bulgarien ist eine Reise wert
България е на стойност на пътуването
Wasser, unser wertvolles Gut
Dass dies so ist, können die sechs Schülerinnen und Schüler und die sie begleitenden Lehrkräfte Cornelia Smeerdijk und Barbara Seubert, die sich vom 26. März bis zum 3. April 2017 im Rahmen des Erasmus+-Projektes „Water our precious treasure“ (Wasser, unser wertvollstes Gut), einer von der EU finanzierten Maßnahme zur Gestaltung von Schulpartnerschaften, dort aufhielten, nur bestätigen. Die Delegation unserer Schule wurde auf das Herzlichste empfangen und genoss die überschwängliche Gastfreundschaft der bulgarischen Gastgeber. Am direktesten bekamen dies unsere Schülerinnen und Schüler mit, die in Gastfamilien untergebracht waren, während die Lehrkräfte aller beteiligten Schulen in einem Hotel in Montana wohnten.
Aber alles der Reihe nach.
Sonntag: Der Hinflug nach Sofia verlief, ganz im Gegensatz zu unserer Flugreise nach Rumänien, bei der wir ca. vier Stunden auf den Abflug warten mussten, äußerst pünktlich. Von Treuchtlingen fuhren wir zuerst mit dem Zug nach Memmingen-Bahnhof, wo wir in zwei Taxis umstiegen, die uns zum Allgäu-Airport brachten. Obwohl dies ein kleiner Flughafen ist, herrschte dort rege Betriebsamkeit, da von dort viele Menschen, die in Deutschland arbeiten, zum Urlaub oder zur Familie in ihre Heimat in den östlichen Ländern fliegen. Nach der Pass- und Sicherheitskontrolle hatten wir noch eine Stunde Zeit, dann ging es zu Fuß zur pink angemalten Maschine der ungarischen „Wizz-Air“ einem Airbus 321. Bald darauf waren wir in der Luft und nach zwei Stunden landeten wir in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Dort stand schon der Bus mit den anderen Teilnehmern, der uns nach Montana, dem eigentlichen Ziel unserer Reise, bringen sollte. Nach etwa zweieinhalb Stunden kamen wir, zwar etwas durchgeschüttelt, aber wohlbehalten, an. Vor dem Hotel, in dem die Lehrkräfte nächtigten, warteten schon gespannt die Gasteltern unserer drei Schülerinnen und drei Schüler, um sie mit nach Hause zu nehmen, und die Lehrkräfte aus Polen, Rumänien, Frankreich und Deutschland „bezogen“ ihre Zimmer.
Die nächsten Tage waren mit einem wohldurchdachten und sehr interessanten Programm gefüllt.
Gleich am Montag nach dem Frühstück ging es los. Im Rahmen unseres Projektes besuchten wir die beeindruckende Festung von Belogradtchik und die faszinierende Magura-Höhle, beides natürliche
Naturphänomene, die durch die Kraft des Wassers über tausende von Jahren hinweg entstanden sind. Teile der natürlichen Felsformationen von Belogradtchik wurden sogar als Festung genutzt. In der mehrere Kilometer langen und verkarsteten Magura-Höhle, von der ca. 2,5 km begehbar gemacht worden sind, befinden sich unter anderem Fresken und einer der ältesten Kalender der Welt, der wahrscheinlich aus dem späten Neolithikum stammt, Werkzeuge, Knochenreste von Tieren, ehemalige Feuerstellen, die bis in das Jahr 12000 vor unserer Zeitrechnung zurückreichen und weitere Hinweise auf die damals lebenden Höhlenmenschen. Fasziniert liefen unsere Seminarteilnehmer durch diese beeindruckende „Unterwelt“ und bestaunten unter anderem die riesigen, bis zu 15 Meter hohen Tropfsteine.
Am nächsten Morgen stellten alle Gruppen in der bulgarischen Partnerschule die von ihnen erarbeiteten Präsentationen über die Bedeutung des Wassers in ihren Heimatregionen vor. Dabei hinterließen unsere sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen hervorragenden Eindruck, der sich in einer tollen Power-Point-Präsentation äußerte. Hier merkte man die gute Vorbereitung durch viele Referate und Präsentationen, die diese während der gesamten Schulzeit immer wieder halten mussten. Auch die Schwierigkeit, die darin bestand, alles auf Englisch zu erzählen, wurde sehr gut gemeistert. Die besprochenen Bereiche führten von der Altmühl über das fränkische Seenland bis zu unserem Treuchtlinger Mineralwasserhersteller.
Impressionen
Ein Quiz nach dem Mittagessen, in dem Wasser die Hauptrolle spielte, rundete den Morgen ab.
Da aber in Bulgarien die Schule in der Regel bis 17.30 Uhr dauert, wurde auch am Nachmittag fleißig gearbeitet. Die Schüler wurden in internationale Gruppen aufgeteilt und mussten Werbeplakate für ein virtuelles Produkt entwerfen, welches dazu beitragen soll, Wasser in Hotels und Gaststätten zu sparen. Dabei zeigte sich, wie kreativ Schülerinnen und Schüler sein können. Auch die Kommunikation in den bunt gemischten Gruppen klappte hervorragend. Die gastgebende Schule,die „Finansovo-stopanska gimnaziya Vasil Levski“, stand mit drei Lehrerinnen beratend zur Seite. Den Abend verbrachten die Schüler wieder in ihren Gastfamilien und genossen dort die bulgarische Küche und die Liebenswürdigkeit ihrer Gastgeber. Hunger musste keiner leiden, denn es wurde aufgefahren, dass sich die Tische bogen.
Am Mittwoch war wieder Schule angesagt. Dabei wurden die am Vortag entworfenen Plakate fertiggestellt und allen Lehrern und Lehrerinnen präsentiert. Unsere jungen „Erfinder“ hatten sichtlich Spaß dabei. Die eine oder andere Idee wäre sicherlich interessant, und dies nicht nur für die Gastronomie.
Nach einem Mittagessen in der Schule wurde weiter gearbeitet: Jede Gruppe hatte sich zu Hause eine projektbezogene Sache überlegen müssen, welche mit Wasser – auch im weitesten Sinne – zu tun hatte. Ein Reisebüro, welches Urlaub am und auf dem Wasser bewarb, ein magischer, Schönheit versprechender Waschlappen sowie eine Kosmetikserie mit Rosenwasser, ein neues Mineralwasser, bis zu der deutschen „Button-Firma“, die für all die anderen Firmen deren Werbung auf entsprechende Buttons bringt. Dies waren die vorgestellten, interessanten Ideen . Darüber hinaus mussten die Schülerinnen und Schüler auch betriebswirtschaftliche Aspekte mit ins Spiel bringen und die leitenden Positionen in ihrer Firma besetzen sowie Kostenfaktoren berechnen und kalkulieren. Alle waren mit großem Eifer bei der Sache. Da es ein Wettbewerb war, wurde am Schluss das am besten präsentierte Produkt zum Sieger erklärt, wobei der „magische Waschlappen“ das Rennen machte. Beauty first!
Donnerstag stand der Besuch der Hauptstadt Sofia auf dem Programm. Nach zweieinhalb Stunden Busfahrt trafen wir dort ein und besuchten als Erstes die Alexander-Newski-Gedächtniskirche, eines der Wahrzeichen Sofias. Eine bulgarische Lehrkraft führte uns dann zu den in der Innenstadt sprudelnden, 40 Grad heißen Thermalquellen. Das Wasser konnte man aus Wasserhähnen zapfen und in Kanistern mit nach Hause nehmen, was sehr viele Einheimische täglich tun. Dies soll nämlich auch eine heilende Wirkung besitzen. Anschließend besuchten wir die Mineralbäder, die auch das Museum über die Geschichte Sofias beherbergen. Während viele der Teilnehmer den Nachmittag zum Shoppen nutzten, zogen es unsere Schülerinnen und Schüler vor, die zweitgrößte Synagoge in Europa zu besuchen , in der uns ein alter und sehr freundlicher Jude die jüdischen Symbole und die gesamte Synagoge erklärte, was unsere jungen Leute sehr beeindruckte.
Wir besichtigten anschließend einige Ausgrabungen aus der Römerzeit, die überall in Sofia, selbst in der U-Bahn, zu finden sind. Weiter Richtung Innenstadt, an der „Monument to the Deity All-Holy Sofia“, vorbei am Präsidentenpalast, an dem gerade eine Wachablösung stattfand, auf die größte Einkaufsstraße Sofias, wo wir noch ein paar Souvenirs erstanden.
Gegen 18.00 Uhr fuhren wir wieder nach Montana zurück.
Am Freitag war der „Tag der Rose“. Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Gastgeberlandes. Rosen werden in Bulgarien in regelrechten Plantagen angebaut, um das berühmte bulgarische Rosenöl zu gewinnen. Wiederum wurden die Schüler in Gruppen aufgeteilt und mussten sich überlegen, was für neue Produkte man mit und aus Rosen herstellen kann. Die Ideen waren sehr vielfältig und originell. Eine Gruppe hatte die Idee, mit Rosen bestickte Kleidung noch mit Rosenwasser zum Duften zu bringen. Eine andere Gruppe wollte den Nagellack nach Rosen duften lassen ...
Anschließend wurde die '“Legende der bulgarischen Rose“ in einem sehr schönen Film erklärt. Nach dem Mittagessen ging es in die Schulküche. Dort wurden unter Anleitung Baniza gebacken (siehe Rezept am Ende des Artikels) und mit viel Spaß Ostereier gefärbt, was auch in Bulgarien traditionell zum Osterfest gehört.
Freitagabend besuchten die Schülerinnen und Schüler mit ihren „Gastgeschwistern“ die örtlichen Jugendclubs.
Den Samstag verbrachten die Schüler und Schülerinnen bei ihren Gastfamilien, mit denen sie Ausflüge in die nähere Umgebung unternahmen.
Die Lehrer wurden am Vormittag in die Pflicht genommen: Man traf sich in der Gastschule im Rahmen eines Fortbildungsseminares zum Thema „E-Twinning“, einem Projekt der EU, das internationale Schulen miteinander vernetzt und das multikulturelle Gemeinschaftsgefühl stärkt.
Am Nachmittag hatten dann auch die Lehrer frei und die Kollegen aus der bulgarischen Schule hatten ein tolles Besichtigungsprogramm organisiert. Zuerst ging es hoch ins Gebirge, über eine almähnliche Hochebene, auf der sich hunderte von Pferden, teilweise auch mit neugeborenen Fohlen, völlig frei tummelten. Eine kleine Wanderung brachte uns zu einer „Schauhöhle“ die mit einer Laser-Show überraschte, also sehr „touristisch“ präsentiert wurde, was angesichts der wunderschönen Tropfsteine nicht unbedingt hätte sein müssen.
Den offiziellen Abschluss dieser ereignisreichen Woche bildete die abendliche Abschiedsparty. Im Hotel wurde ein köstliches Menue serviert. Nach dem Essen wurde jedem Teilnehmer ein offizielles Teilnahmezertifikat verliehen. Während die Jugendlichen nach dem offiziellen Teil in einem Club weiterfeierten, ließen die Lehrkräfte die Woche noch einmal Revue passieren und freuten sich auf das nächste „teacher's training, das vom 9. bis zum 16. Juli 2017 in Treuchtlingen stattfindet. Die Planungen des P-Seminars laufen bereits.
Der Sonntag stand zur freien Verfügung. Da die Geschäfte offen hatten, wurden noch kleine Mitbringsel gekauft. Manche Gastfamilie unternahm noch einen Ausflug, um den Gästen die Schönheit des Landes zu zeigen und die Lehrer und Lehrerinnen besuchten mit den bulgarischen Kollegen ein Kloster. Dort fand gerade eine Motorradsegnung statt. Dies markierte den Beginn der Motorradsaison, denn Motorräder dürfen in Bulgarien erst ab dem 1. April auf die Straße. Nachmittags war auch noch Zeit für einen entspannten Cappuccino und ein gemütliches Schlendern über den sonntäglichen Markt Montanas. Abends mussten die Koffer gepackt werden, denn am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Während die Rumänen mit dem eigenen Bus zurück fuhren, wurden die anderen Nationen nach Sofia zum Flughafen gebracht, wo unser Flieger pünktlich startete. Nach einem problemlosen Flug nach Nürnberg und der anschließenden Zugfahrt nach Treuchtlingen waren wir am Abend nach neun ereignisreichen Tagen wieder zuhause.
Es war eine Woche, die allen Erasmus+-Teilnehmern einen tiefen Einblick in ein europäisches Land gewährte, dessen Gastfreundschaft und landschaftliche Vielfalt beeindruckte, obwohl wir nur einen kleinen Teil davon sehen konnten. Vielleicht überlegt sich mancher, seinen Urlaub an der bulgarischen Goldküste des Schwarzen Meeres zu verbringen oder auch eine Tour durchs Land zu unternehmen, denn Sehenswürdigkeiten gibt es genug.
Fazit: „Bulgarien ist wirklich eine Reise wert“.
Barbara Seubert